Ungarn: Aufrufe zur Inklusion von Roma
Anlässlich des Internationalen Tags der Roma am 8. April haben sich im ungarischen Esztergom rund 140 Priester, Ordensleute, Mitarbeiter in pastoralen Diensten und Roma-Vertreter aus 20 Ländern getroffen, um sich untereinander auszutauschen.
Das Jahrestreffen des „Internationalen Katholischen Comités für Zigeuner“ (C.C.I.T.) wurde von János Székely, Weihbischof von Budapest, eröffnet. Székely plädierte in seiner Eröffnungsrede in Anspielung auf das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit“ für mehr Barmherzigkeit zwischen den Kulturen und in der europäischen Politik und rief zum Einsatz gegen die Vorurteile gegen Roma auf.
Die Stiftung Igazgyöngy („Echte Perle“) hatte der katholischen Kirche Ungarns kurz zuvor vorgeworfen, die Aufnahme von Roma-Kindern in katholische Schulen abzulehnen. Der Bischof von Vác, Milos Beer, einer der Pioniere der Roma-Pastoral gab der Stiftung in diesem Kritikpunkt recht und forderte eine stärkere Öffnung gegenüber Roma-Kindern: „Mich macht es traurig, dass die kirchlichen Schulen den Weg Richtung Elite-Bildung eingeschlagen haben.“ In Ungarn gebe es einen regelrechten Ansturm auf die kirchlichen Schulen. Eltern nähmen ihre Kinder aus öffentlichen Bildungseinrichtungen und schrieben sie in kirchliche ein, während Roma-Kinder in den staatlichen Schulen zurückblieben.
In der Slowakei organisierten zwei NGOs eine Pressekonferenz, um auf den Welttag der Roma aufmerksam zu machen. Zudem fanden verschiedene Aktivitäten statt, so ein Freundschaftsfußballspiel zwischen jungen Roma, ausländischen Diplomaten und slowakischen Politikern. Präsident Andrej Kiska besuchte die Roma-Siedlung Luník IX in Košice. Der Einzug der rechtsextremen, ausgesprochen Roma-feindlichen „Volkspartei Unsere Slowakei“ ins slowakische Parlament bei den diesjährigen Wahlen gibt Anlass zur Sorge, dass sich die schwierige Situation der Roma in der Slowakei so bald nicht bessern wird. Anfang April legte zudem Peter Pollak, der Roma-Beauftragte der Slowakei, sein Amt nieder. Seine Bemühungen, Roma-Diskriminierung zu überwinden, seien schon von der früheren Regierung weitgehend ignoriert worden, seit den Wahlen hätte sich nichts geändert.
In Serbien empfing Präsident Tomislav Nikolić am 8. April eine Roma-Delegation. Diese verwies auf die zahlreichen Probleme von Roma in den Bereichen Bildung, Arbeit und Grundrechte und forderte Nikolić auf, einen Aktionsplan zur sozialen Inklusion der Roma in Serbien zu unterstützen. Die Parlamentssprecherin Maja Gojković betonte die Entschlossenheit Serbiens, für eine tolerante Gesellschaft einzustehen, und daher die Gesetzgebung betreffend Minderheiten zu verbessern. Außerdem soll im Juni das „Project Roma Integration 2020“ in Belgrad starten. Es gilt als Folgeprojekt der „Dekade der Roma-Inklusion 2005–2015“ und wird von der EU und der Open Society Foundation finanziert. Beteiligt sind die Regierungen der Region und der Regional Cooperation Council mit Sitz in Sarajevo.
Auch die Konferenz Europäischer Kirchen und der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen forderten in einer gemeinsamen Erklärung eine Überwindung der Diskriminierung von Roma. Der Welttag der Roma findet seit 1990 im Andenken an das erste weltweite Roma-Treffen vom 7. bis 12. April 1971 in der Nähe von London statt.
Kathpress, 7., 8., 10. April; www.spectator.sme.sk, 8. April; www.france24.com, 7. April; www.b92.net, 8. April 2016 – N. Z.