Ausstellungen: Ikonen auf Munitionskisten aus der Ukraine
Ausstellungen in Muri, Illnau-Effretikon, Ilanz, Winterthur, Einsiedeln, Bern, Zürich und Basel
November 2022 bis Oktober 2023
«Eine Ikone kann auf wundersame Weise nicht nur die Ereignisse von vor zweitausend Jahren wiedergeben, sondern auch die tragischen Ereignisse des modernen Krieges, der sich vor unseren Augen abspielt und in den Hunderttausende direkt verwickelt und Millionen vertrieben sind. Deckel von Munitionskisten, gesammelt an der Front, werden zu Trägern von Bildern, die die Sehnsucht der Menschen nach Frieden ausdrücken.»
Statement von Oleksandr Klymenko, Kurator der Ausstellung Ikonen auf Munitionskisten
Bericht im SRF-Podcast "Perspektiven" zur Ausstellung "Ikonen auf Munitionskisten"
Bericht auf kath.ch zur Ausstellung
Bericht auf reformiert.info zur Ausstellung
"Die Realität des Krieges aushalten" - Reflexion von Regina Elsner
Interview von Regula Zwahlen mit Oleksandr Klymenko, Ikonenmaler und Kurator des Projekts "Ikonen auf Munitionskisten"
Wie kamen Sie auf die Idee, Ikonen auf Munitionskisten zu schreiben?
Die Idee, Ikonen auf Munitionskisten zu schreiben, entstand 2014 nach der Invasion Russlands im Donbass. Die über 1000 Jahre alte Kunstform der Ikonographie ist am besten geeignet, um die Ereignisse des mit modernster Technik geführten Krieges widerzuspiegeln. Als Ikonenmaler schreibe ich Ikonen als Zeugen des Sieges des Lebens über den Tod. Die Werke zeugen davon, dass wir den Krieg nur mit Liebe überwinden können. Wer einmal eine normale Ikone gesehen hat, wird feststellen, dass diese auf ganz ähnlichen Brettern (mit Querstreben zusammengehalten) geschrieben ist wie die Munitionskisten.
Ikonen auf Munitionskisten sind auch Aktionskunst: Die Freiwilligen, die an der Front die leeren Kisten aufsammeln, sind an dem Kunstprojekt mitbeteiligt. Wenn ich zu den Soldaten komme, begrüssen sie mich begeistert und fühlen sich nicht mehr nur als Kanonenfutter. An der Front weiss niemand, wann er sterben wird, der Tod kann jederzeit kommen. Daher spüren alle – egal ob gläubig oder nicht –, dass es etwas Transzendentes geben muss. An der Front ist überall nur Schmutz und Dreck und Blut, da will man raus, man will ans Licht. Diese Ikonen sehen die Soldaten als Licht, und ich sehe das in der Tradition des Kirchenvaters Gregorios Palamas, der gesagt hat: Gott ist Licht. Mit dem Erlös des Verkaufs der Ikonen finanzieren wir an der Front das erste mobile Freiwilligenkrankenhaus bei Charkiw.
Die „Mariupol Deesis“ ist Mariupol gewidmet. Was bedeutet das Werk für Sie?
2015 hatte ich in Mariupol eine Ausstellung, das war eine helle Hafenstadt mit schönen Konditoreien, Strassencafés in französischem Stil. Jetzt ist Mariupol zerstört, über 90% der Stadt liegen in Ruinen. Sie sehen unten auf den Ikonen des Mariupol-Deesis die Ruinen und Menschen, die noch in diesen Ruinen existieren. Sie beten, so wie wir, und sie brauchen unsere Gebete. Auch ich war einige Wochen als Freiwilliger bei der Evakuierung von Menschen aus Kampfgebieten beteiligt. Die Menschen, die aus Mariupol evakuiert wurden, wirkten auf mich wie Krebskranke, die der Krankheit schon fast erlegen sind, wie Schatten ihrer selbst, von grauenhafter Angst geprägt. Daher habe ich die klassische Ikonographie erweitert: Am unteren Rand ist die Silhouette der zerstörten Stadt zu sehen, über der sich die Ikonen erheben. Die Deesis zeigt das Jüngste Gericht – da werden die Heiligen und der Herr auf Seiten derjenigen sein, die jetzt leiden, nicht auf der Seite derjenigen, die jetzt morden. Diese Ikonen versuchen eine Antwort auf die Frage zu geben: Wie kann Gott das zulassen? Das ist für mich das einzig verbleibende Argument für die Existenz Gottes: Er geht mit den Leidenden den Leidensweg.
ÜBER DIE KÜNSTLER
SONIA ATLANTOVA
(geb. 1981, lebt und arbeitet in Kyjiw, Ukraine)
Absolventin der Nationalen Akademie der Schönen Künste und der Architektur. Arbeitet im Bereich der Monumental- und Staffeleimalerei, Buchgrafik und Installationen. Beteiligte sich an Ausstellungen in der Ukraine und im Ausland. Ihre Bücher wurden in die Short- und Long-Lists mehrerer Literaturpreise in der Ukraine und im Ausland aufgenommen, insbesondere in die Liste "BBC Book of the Year".
OLEKSANDR KLYMENKO
(geb. 1976, lebt und arbeitet in Kyjiw, Ukraine)
Absolvent der Nationalen Akademie der Schönen Künste und Architektur (1998), des Instituts für Kunstgeschichte, Volkskunde und Ethnologie und der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine (2002). Lehrtätigkeit am Staatlichen Institut für dekorative Kunst und Design in Kyjiw und an den höheren humanitären theologischen Kursen (Kyjiw). Er nahm an Ausstellungen in der Ukraine und im Ausland teil und organisierte eine Reihe von literarischen und künstlerischen Veranstaltungen und Performances. Autor der Idee und eine der Kuratoren des Projekts „Ikonen auf Munitionskisten“.
Aussstellung G2W-Jubiläum am 10.9.2022 in Chur | Die Mariupol-Deesis | Rückseite einer Ikone |
Ausstellungen:
Klosterkirche Muri
Kirchbühlstrasse 10, 5630 Muri
15. bis 28. Oktober 2023
Flyer
Kulturwochen in Illnau-Effretikon
11. bis 24. September 2023
Kloster Ilanz
Klosterweg 16, 7130 Ilanz
7. bis 13. August 2023
Anhaltspunkt neuhegi
Begegnungszentrum der katholischen Kirche in Winterthur
Ida Sträuli Strasse 91, 8404 Winterthur
8. Juni bis 20. Juni 2023
Vernissage, 7. Juni 2023, 19:30 Uhr
weitere Informationen
Flyer
Kloster Einsiedeln
8840 Einsiedeln
21. Mai bis 31. Mai 2023
Christkatholische Kirche St. Peter und Paul
Rathausgasse 2, 3011 Bern
2. April bis 15. Mai 2023
Kloster Ilanz
Klosterweg 16, 7130 Ilanz
26. Februar bis 26. März 2023
jenseits IM VIADUKT
Bogen 11/12, Viaduktstrasse 65, 8005 Zürich
26. Januar bis 16. Februar 2023
Vernissage: 26. Januar, 19:00 - 20:30 Uhr
Musikalisch umrahmt von einem Musikerduo aus der Ukraine
Öffnungszeiten der Ausstellung: Dienstag bis Samstag, 11:30 bis 20 Uhr
Flyer
Die Ausstellung wurde finanziell unterstützt von der Katholischen Kirche im Kanton Zürich und der Reformierten Kirche Kanton Zürich.
Offene Elisabethenkirche Basel
Elisabethenstrasse 14, 4051 Basel
27. November 2022 bis 3. Januar 2023
Vernissage am 1. Advent, 27. November, 17 Uhr
Aussstellung G2W-Jubiläum am 10.9.2022 in Chur