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RGOW 2/2021: Neue Machtverhältnisse im Südkaukasus. Armenien und Aserbaidschan nach dem zweiten Karabach-Krieg

Nach dem Ende des ersten Karabach-Kriegs Anfang der 1990er Jahre galt die Situation in Berg-Karabach lange als „eingefrorener Konflikt“. Zwar warnten Beobachter wiederholt davor, dass der Konflikt jederzeit wieder ausbrechen könnte, gerade auch angesichts der Zwischenfälle und Scharmüzel entlang der Waffenstillstandslinie, zuletzt im Sommer 2020. Dennoch kam der Ausbruch des Krieges für Europa mehrheitlich überraschend, die Reaktionen waren verhalten, die Unterstützung für Armenien gering.

Mit massiver militärischer Unterstützung der Türkei startete Aserbaidschan eine Offensive und eroberte Teile von Berg-Karabach sowie umliegende aserbaidschanische Gebiete, die seit dem ersten Karabach-Krieg (1992–1994) unter armenischer Kontrolle gestanden hatten. Nach 44 Tagen musste Armenien in ein von Russland vermitteltes Waffenstillstandsabkommen einwilligen, um weitere menschliche Verluste und eine vollständige Eroberung von Berg-Karabach zu verhindern.

pdfInhaltsverzeichnis und Editorial

Lesen Sie in dieser Ausgabe:

Porfirije (Perić) zum neuen serbischen Patriarchen gewählt

Stefan Kube
Mit der Wahl von Porfirije (Perić) zum Patriarchen erhält die Serbische Orthodoxe Kirche ein relativ junges Kirchenoberhaupt. Ökumenisch könnte er als Brückenbauer fungieren. Die größte Herausforderung ist das Verhältnis zur immer autoritäreren Staa…

Der zweite Karabach-Krieg und seine Folgen

Vicken Cheterian
Den zweiten Karabach-Krieg hat Aserbaidschan aufgrund massiver militärischer Aufrüstung und direkter türkischer Hilfe gewonnen. Das von Russland vermittelte Waffenstillstandsabkommen bedeutet eine schwere Niederlage für Armenien und hat das Land in…

Die Situation der Flüchtlinge aus Berg-Karabach in Armenien

Naira Harutyunyan
Während des jüngsten Krieges flohen fast 90 000 Menschen aus Berg-Karabach nach Armenien. Ein Großteil der Geflohenen ist mittlerweile zurückgekehrt, doch 30 000 Vertriebene befinden sich noch immer in Armenien. Neben staatlichen und kirchlichen Ste…

Der Niedergang von Armeniens postrevolutionärer Euphorie

Richard Giragosian
Die Niederlage im Karabach-Krieg hat Armenien in eine innenpolitische Krise gestürzt und die Regierung, insbesondere Ministerpräsident Paschinjan, in Bedrängnis gebracht. Nun werden auch Probleme sichtbar, welche die Regierung nach der Samtenen Revo…

Armenische Kirche und Staat nach dem zweiten Karabach-Krieg

Harutyun G. Harutyunyan
Die Kirchenleitung der Armenischen Apostolischen Kirche hat sich nach dem Karabach-Krieg klar von Ministerpräsident Nikol Paschinjan distanziert und ihn zum Rücktritt aufgefordert. Dagegen schwieg sie zu den Manipulationen des 2018 gestürzten alten…

Evangelische Kirche in Armenien und weltweite Diaspora

Hrayr Jebejian
Die Armenisch-Evangelische Kirche blickt auf eine 175-jährige Geschichte zurück, in der sie immer wieder Opfer staatlicher Verfolgung wurde. Unterstützung erfuhr die Kirche seitens der weltweiten armenischen Diaspora, die auch den Wiederaufbau der K…

Eigenheiten des politischen Systems in Aserbaidschan

Altay Goyushov
Unter der Herrschaft der Aliyevs ist das politische System in Aserbaidschan in den letzten Jahrzehnten immer autoritärer geworden. Parlament und Justiz sind weitgehend machtlos und befinden sich auf Linie der Regierung. Dennoch gibt es immer wieder…

Aserbaidschans religiöse Landschaft und seine Religionspolitik

Tsypylma Darieva
Aserbaidschan ist ein mehrheitlich muslimisches Land, doch zeichnet es sich durch eine vielfältige Religionslandschaft aus. Die staatliche Religionspolitik lässt einerseits ein gewisses Maß an ethnischer und religiöser Pluralität zu, andererseits is…

Forschungskooperationen in der Kaukasus-Region und in Belarus

Heino Meessen, Olga Nadenenko, Ashot Khoetsyan
Im Südkaukasus und seit jüngstem auch in Belarus pflegt das Center for Development and Environment (CDE) der Universität Bern Forschungskooperationen mit Universitäten, um angewandte Nachhaltigkeitsforschung zu fördern. Zentral ist dabei die Umsetzu…