RGOW 2015 11: Orthodoxie und Ökologie
John Chryssavgis: Der Grüne Patriarch Bartholomaios
Seit seinem Amtsantritt setzt sich Patriarch Bartholomaios für ökologische Belange ein, was ihm den Titel „Grüner Patriarch“ eingebracht hat. Aus Sicht des Patriarchen lässt sich die ökologische Krise nur durch eine andere Sicht auf uns und die Umwelt überwinden, die eine substantielle Änderung unseres Lebensstils verlangt.
Marianne Heimbach-Steins: Die Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus
Die Enzyklika Laudato si’ ist in mehrfacher Hinsicht ein Novum: Inhaltlich ist sie das erste päpstliche lehramtliche Schreiben, das sich in umfassender Weise mit der Ökologiefrage beschäftigt. Adressaten sind ausdrücklich alle Menschen, so dass die Enzyklika deutliche Zeichen der interkonfessionellen und interreligiösen Ökumene setzt. Der Papst begreift die ökologische Krise zugleich als soziale und politische Krise, denen die Enzyklika mit Leitlinien des Handelns zu begegnen versucht.
Stylianos Tsompanidis: Der orthodoxe Beitrag zu einer ökumenischen Theologie der Schöpfung
Für die orthodoxe Theologie ist eine kosmische Dimension charakteristisch: Erlösung wird nicht nur als Erlösung der Menschheit, sondern als Erlösung des gesamten Kosmos verstanden. Zentral ist dabei die Bewahrung der Schöpfung, die nicht nur Umweltthemen, sondern auch Fragen nach Gerechtigkeit und Frieden miteinbezieht. In der Eucharistie kommt auch ein ökologisches Ethos zur Geltung, das die Menschen zu einer einfacheren Lebensweise aufruft.
Christoph Stückelberger: Bewahrung der Schöpfung aus evangelischer und ökumenischer Sicht
In der ökumenischen Bewegung gewann das Thema Ökologie und Bewahrung der Schöpfung seit den 1970er Jahren immer mehr an Gewicht. In Schlaglichtern erläutert der Autor, wie die Kirchen zu einem nachhaltigen Handeln und zur ökologischen Transformation beitragen können. Ökumenische Schöpfungsethik ist nur dann handlungsorientiert, wenn sie zugleich auch Wirtschaftsethik und politische Ethik ist.
Dokumente: Die Russische Orthodoxe Kirche zu Fragen der Ökologie
Die Bischofssynode der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) hat am 13. Juli 2015 den ersten Sonntag im September zum besonderen Gebetstag für die Schöpfung bestimmt. Gleichzeitig hat sie ein Dokument zu „Methodischen Empfehlungen zur Teilnahme der ROK an Umweltschutzaktivitäten“ angenommen. Dieses wurde von der „Kirchlich-gesellschaftlichen Umweltschutzorganisation bei der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft“ erarbeitet, die im Februar 2013 nach der Annahme des Dokuments „Position der ROK zu aktuellen Problemen der Ökologie“ durch das Bischofskonzil gegründet wurde (s. RGOW 3/2013, S. 6).
Igor Podgorny: Ökologische Probleme in Russland: Ursachen und Lösungen
Russland ist mit vielfältigen ökologischen Herausforderungen konfrontiert. Luftverschmutzung, Schmelzen des Permafrostes, Erosion der Böden, Waldbrände und mangelhafte Energieeffizienz sind nur einige davon. Ursachen sind jahrzehntelanger Raubbau an der Natur, veraltete Infrastruktur und Technologie sowie mangelndes ökologisches Bewusstsein der Bevölkerung. Zur Lösung wären tiefgreifende Gesetzes- und Wirtschaftsreformen notwendig, die momentan jedoch nicht in Sicht sind.
Boris Knorre: Orthodoxie und Ökologie: Braucht die Kirche den Naturschutz?
In den letzten Jahren hat das Umweltthema mehrfach Eingang in offizielle Dokumente der Russischen Orthodoxen Kirche gefunden. Dennoch sind die Aktivitäten der Kirche im Umweltschutz überschaubar und die Initiative geht zumeist von Naturschützern aus. Diese hoffen auf die tatkräftige Unterstützung der Kirche und eine fruchtbare Zusammenarbeit, die aber nur vereinzelt stattfindet.
Anatolij Tschernjaev: Ökologie in der Russischen Orthodoxen Kirche
Die Russische Orthodoxe Kirche beschäftigt sich seit den 1990er Jahren intensiver mit der Umweltproblematik. Als ökologisches Ideal wurden dabei die Praxis der Klosterwirtschaft und die traditionelle russische Landwirtschaft beschworen. Gegenwärtig gehen kirchliche Initiativen Hand in Hand mit staatlichen Versuchen, unabhängige Umweltschutzorganisationen zu verdrängen und den inländischen Umweltschutz-Diskurs auf der Basis „nationaler geistiger Werte“ als Abwehr gegen internationale ökologische Kontrollmechanismen zu gestalten.
Wolfgang Schwaigert: Die Syrisch-Katholische Kirche
Die Syrisch-Katholische Kirche, eine mit Rom unierte Ostkirche, hat gegenwärtig vor allem unter dem Krieg in Syrien und dem Wüten des sog. Islamischen Staates zu leiden. Tausende Gläubige sind in die Nachbarländer oder noch Europa geflohen. Das klösterliche Leben in Syrien selbst ist nahezu zum Erliegen gekommen. Eine Besonderheit der Syrisch-Katholischen Kirche ist, dass sie neben der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche eine der beiden unierten Ostkirchen ist, die am Julianischen Kalender festhält.