Häufig wird in Darstellungen der östlichen Orthodoxie und ihrer Praktiken eine gewisse Entrücktheit betont: eine Orientierung auf das Reich „nicht von dieser Welt“, eine Wahrnehmung des Kirchenraums und der Liturgie als „Himmel auf Erden“, die Ikone als Fenster zur Ewigkeit. Gleichzeitig führt die Ikonenverehrung auch die umgekehrte Dimension vor Augen: den Blick Jesu, der Gottesmutter und aller Heiligen auf uns und die menschlich-irdische Realität.
Im Hier und Jetzt ist die Orthodoxe Kirche mit Krieg, gesellschaftlichen und innerkirchlichen Herausforderungen sowie mit Spannungen im Umgang mit Tradition und Moderne konfrontiert. Das wirkt sich unmittelbar auf die kirchliche Praxis aus, was die aktuellen Beiträge über das Ethos der Ikone in Kriegszeiten, die Idolisierung geistlicher Väter, die Kalenderfrage und neue Ansätze einer orthodoxen Theologie der Frau wie auch der Sexualität zeigen.
Die Ausgabe wurde gefördert von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Die Beratung durch geistliche Väter ist kein neues Phänomen in der Orthodoxie, doch hat es in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Viele geistliche Begleiter sind mittlerweile auch in den sozialen Medien aktiv. Mit dem Interesse…
Die Verwundungen des Krieges in der Ukraine seit 2014 spiegeln sich auch in der Ikonografie wider. So kommen neuartige Materialien, etwa Deckel von Munitionskisten, neue Sujets und Ausstellungspraxen zum Einsatz. Verschiedene Initiativen sammeln mit…
Das ukrainische Künstlerehepaar Oleksandr Klymenko und Sonia Atlantova schreiben seit 2014, dem Beginn des Kriegs im Donbass, Ikonen auf Holzteile von Munitionskisten, die auf den Schlachtfeldern zurückgelassen wurden. In einer von Gewalt und Tod be…
In der Forschung und im Religionsunterricht sind orthodoxe Frauen mittlerweile präsent, doch in der Kirche ist ihre Rolle weiterhin marginal. Ein patriarchales Frauenbild bei den Kirchenvätern und ein unkritischer Umgang mit der Tradition erschweren…
Fragen der Sexualethik und die Vielfalt sexueller Orientierungen und von Geschlechtsidentitäten stellen auch eine Herausforderung für die Orthodoxe Kirche dar. Orthodoxe Akademikerinnen und Theologen haben sich in den letzten Jahren vermehrt mit the…
An der Kalenderfrage zeigt sich die Krise der Orthodoxie in Serbien und in den innerorthodoxen Beziehungen. Während es in der Geschichte der Serbischen Orthodoxen Kirche differenzierte Positionen und Debatten zur Frage einer Kalenderreform gab, sind…
Der Begriff „postjugoslawisch“ hat sich zur Bezeichnung von Literatur aus den jugoslawischen Nachfolgestaaten in den letzten 30 Jahren eingebürgert, doch ist er bis heute keineswegs unumstritten. Vier Dimensionen kennzeichnen aus Sicht der Autorin d…