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RGOW 2/2022: Neuaufstellung. Zentralasien nach dem Machtwechsel in Afghanistan

In Zentralasien werden die Karten neu gemischt. Die Machtübernahme der Taliban und der Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan, die Unruhen in Kasachstan sowie der Regimewechsel in Kirgistan – in Zentralasien kündigen sich innen- wie außenpolitisch Neuaufstellungen an. Die Anfang des Jahres ausgebrochenen Massenproteste im größten zentralasiatischen Land Kasachstan haben eine Region wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt, die zumeist im Windschatten internationaler Aufmerksamkeit liegt. Die Hintergründe sind zwar noch nicht geklärt, doch zeigen die Proteste, dass die Frustration der Bevölkerung über die autoritären Regime in der Region und die grassierende Korruption wächst.

Mit dem Rückzug der USA haben sich auch die geopolitischen Gewichte in der Region verschoben: Russland und China versuchen ihren Einfluss zu vergrößern – die offene Frage ist, ob die beiden Großmächte kooperieren oder neue Konfliktlagen entstehen. Alle Beiträge zeigen: Zentralasien ist in Bewegung – es lohnt sich genauer hinzuschauen.

pdfInhaltsverzeichnis und Editorial

Lesen Sie in dieser Ausgabe:

Der Alte tritt ab. Offene Fragen nach den Unruhen in Kasachstan

Andrej Grischin
Anfang Januar entzündeten sich in Kasachstan landesweite Proteste an gestiegenen Gaspreisen. Die zunächst friedlichen Kundgebungen schlugen in Gewalt um, die Sicherheitskräfte schossen auf Demonstranten und folterten Verhaftete. Es gibt Hinweise auf…

Gestiegener Einfluss. Russland und Zentralasien nach dem Sieg der Taliban

Arkady Dubnov
Den Rückzug der USA und der NATO aus Afghanistan versucht Russland in seinem Sinne auszunutzen. Zum einen geht es darum, den Einfluss der USA in der Region zu minimieren, und zum anderen die zentralasiatischen Staaten enger an Moskau zu binden. Usbe…

Fehlgeschlagenes Experiment. Afghanistan als Bühne sowjetischer Entwicklungskonzepte

Timothy Nunan
In Afghanistan prallten im Kalten Krieg verschiedene Vorstellungen aufeinander, wie das Land zu modernisieren sei. Die Sowjetunion leistete materielle Unterstützung und versuchte eine schlagkräftige kommunistische Partei aufzubauen. Enttäuscht vom s…

Wachsende Bedrohung? Die Taliban und der Islamismus in Zentralasien

Vassily Klimentov
Seit dem Ende der Sowjetunion wird immer wieder eine islamistische Gefahr in Zentralasien beschworen. Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat dieser Sorge neue Nahrung gegeben. Doch dieses Bedrohungsszenario dient vor allem den autokratisc…

Taktisches Manöver. Tadschikische Reaktionen auf den Sieg der Taliban

Beate Eschment
Die tadschikische Regierung hat als einzige der zentralasiatischen Republiken mit deutlichen Worten auf die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan reagiert. Einerseits warnte sie vor einer islamistischen Bedrohung aus dem südlichen Nachbarland, a…

Die Taliban im Fokus Chinas und Russlands

Brian G. Carlson
Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan könnte das Verhältnis zwischen China und Russland ernsthaft auf die Probe stellen. Einerseits besteht die Möglichkeit der Stärkung der bilateralen Zusammenarbeit, unter anderem in regionalen Sicherheitsa…

Neuer Wein in alten Schläuchen: Politischer Machtwechsel in Kirgistan

Shairbek Dzhuraev
In Kirgistan hat im Herbst 2020 zum dritten Mal seit der Unabhängigkeit des Landes ein Machtwechsel nach Massenprotesten stattgefunden. Die neuen Machthaber sind von einem semipräsidentiellen zu einem präsidentiellen System zurückgekehrt. An der Kom…

Verweigerte Hilfe. Kasachstan und die kasachische Minderheit in China

Andrej Grischin
Von der gewaltsamen Assimilierungspolitik Chinas in Xinjiang sind neben den Uiguren auch andere muslimische Minderheiten wie Kasachen und Kirgisen betroffen. Aufgrund der engen Handelsbeziehungen mit China ignoriert die kasachische Regierung jedoch…