RGOW 11/2024: Nichtrussische Welt. Imperiale Politik und ethnische Minderheiten in Russland
Ihren Krieg gegen die Ukraine präsentiert die russische Regierung als Kampf für die Bewahrung und Sicherheit der „Russischen Welt“ (Russkij Mir). Diese Ideologie teilt auch Patriarch Kirill, der den imperialen Charakter des Konstrukts keineswegs abstreitet. Vielmehr schätzen Präsident und Patriarch das Imperium als völkerverbindendes Konzept, in dem das „kultur- und staatsbildende“ Volk der Russen allen anderen zu einer gedeihlichen Entwicklung verhilft.
Dieser „nichtrussischen Welt“, den ethnischen Minderheiten im russischen Vielvölkerstaat, ist diese Ausgabe gewidmet: im Nordkaukasus, in der russischen Arktis sowie in Burjatien, Baschkortostan und Kalmückien. Russland rekrutiert seine Soldaten in unverhältnismäßig hoher Zahl unter seinen ethnischen Minderheiten aus wirtschaftsschwachen Gebieten, die besonders hohe Kriegsopfer zu beklagen haben. Insofern erstaunt kaum, dass es unter ihnen zu gesellschaftlichen Spaltungen zwischen Anpassung und Widerstand kommt.
Kolonisierung fand nicht nur in Übersee statt. Für die Expansion des Russischen Imperiums übernahmen russische Historiker im 19. Jahrhundert den deutschen Begriff der „inneren Kolonisierung“ und konstruierten das eigene Konzept der „Selbstkol...
Im Nordkaukasus sind die Auswirkungen des Kriegs gegen die Ukraine deutlich spürbar und äußern sich wiederholt in Unruhen und Protesten. Die Ausnahme bildet Tschetschenien, dessen Oberhaupt Ramzan Kadyrov es zu gelingen scheint, die Stabilität in ...
Trotz anfänglicher Verbesserungen in den 1990er Jahren zerschlugen sich die Hoffnungen der indigenen Völker der Russischen Föderation auf Anerkennung und eine gerechtere Gesetzgebung bereits ab 2010. Indigene Männer werden überproportional in die ...
In Russlands Krieg gegen die Ukraine sind Soldaten aus Burjatien überproportional vertreten und entsprechend erleidet Burjatien viele Verluste. Traditionell ist das Militär in Burjatien ein wichtiger Arbeitgeber, zudem motiviert die wirtschaftlich...
Der schulische Unterricht in Minderheitensprachen wurde durch eine Gesetzesänderung des Sprachgesetzes der Russischen Föderation 2018 stark limitiert. Darauf folgten landesweit zahlreiche Proteste. Am Beispiel Tatarstans, Baschkortostans und Burja...
Zwei Buchbesprechungen zu
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Alexander Meienberger Die Stiftung „Russkij mir“ Ideologie, Ziele und Netzwerk (= Osteuropa in Geschichte und Gegenwart, Bd. 12) Köln:...