Zum Hauptinhalt springen

RGOW 10/2022: Angefeindet. Istanbul-Konvention und Anti-Gender-Bewegung

Das 2011 verabschiedete Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, nach dem Unterzeichnungsort Istanbul-Konvention genannt, ist das umfassendste Dokument seiner Art. Gegen seine Ratifizierung regt sich jedoch in verschiedenen, vor allem osteuropäischen Ländern, Widerstand. Dieser kommt oft aus konservativen Teilen der Bevölkerung und insbesondere von Kirchen und Religionsgemeinschaften. Dabei werden hauptsächlich der im Dokument verwendete Gender-Begriff sowie Maßnahmen zur Förderung von Gleichberechtigung kritisiert, die präventiv gegen Gewalt an Frauen wirken sollen. Im aktuellen Heft zeichnen wir die Debatten um die Istanbul-Konvention, aber auch damit verbundene, breitere Diskussionen über Gewalt, Gender- und LGBTQI+-Themen in mehreren osteuropäischen Ländern nach.

Diese Ausgabe wurde gefördert von der Katholischen Kirche im Kanton Zürich.

 

Lesen Sie in dieser Ausgabe:

Die Istanbul-Konvention als Instrument gegen Gewalt gegen Frauen

Dilken Çelebi
Die 2011 ausgearbeitete Istanbul-Konvention hat die Verhinderung von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen zum Ziel. Die Konvention bezieht sich auf einen weiten Gewaltbegriff, der auch ökonomische Gewalt miteinbezieht. Ausbaufähig ist dageg...

Krieg als Katalysator. Die ukrainischen Kirchen und die Gender-Debatte

Heleen Zorgdrager
Vor dem Hintergrund der Kriegserfahrungen hat die Ukraine im Juni die Istanbul-Konvention ratifiziert. Zu den Gegnern der Ratifizierung zählten die Kirchen und Religionsgemeinschaften. Der russische Angriffskrieg und dessen religiöse Legitimation ...

Woher dieser Hass? Russlands Krieg um die „natürliche Ordnung“

Regina Elsner
Die Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine durch Patriarch Kirill als „Verteidigung gegen Gay-Pride-Paraden“ weist eine lange ideologische Vorgeschichte auf. In den 1990er Jahren entstanden zwar kurzzeitig Freiräume für LGB...

Tradition oder Gewaltprävention? Polen und die Istanbul-Konvention

Regula Zwahlen
In Polen stellt ein Gesetzesprojekt die 2015 ratifizierte Istanbul-Konvention in Frage. Deren Kündigung gehört zu den Zielen der rechtskonservativen PiS-Regierung. Ignoriert wird, dass Frauen überproportional von häuslicher Gewalt betroffen sind. ...

Ein langer Weg. Evangelische Frauen in Polen gegen Gewalt

Halina Radacz
Die Aufwertung der Stellung der Frauen bis zur vollwertigen Ordination in der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, die erstmals im Mai 2022 erfolgte, verlief parallel zu und inspiriert von den Dekaden des Lutherischen Weltbundes und des Öku...

Wenn Opferschutz zum Opfer wird: Ungarn und die Istanbul-Konvention

Enikő Pap
Ungarn hat die Istanbul-Konvention zwar unterzeichnet, aber bis heute nicht ratifiziert. Die Regierung verzögerte erst die Ratifizierung, schließlich lehnte sie diese mit Verweis auf die Einführung einer angeblichen „Gender-Ideologie“ und erleicht...

Gescheiterte Kampagne. Der Konflikt um die Istanbul-Konvention in Kroatien

Leda Sutlović
Der Ratifizierung der Istanbul-Konvention durch Kroatien im April 2018 ging eine aufgeheizte öffentliche Debatte im Land voraus. Trotz Widerstand seitens Anti-Gender-Akteure und der katholischen Kirche sprach sich die konservative Regierungspartei...

Das „Kreuz des 5. Juli“. Kampf gegen LGBT-Rechte in Georgien

Sophie Zviadadze
Wegen schwerer Ausschreitungen musste die Pride-Parade am 5. Juli 2021 in Tbilisi abgesagt werden. Die Georgische Orthodoxe Kirche hatte im Vorfeld massiv Stimmung gegen die Veranstaltung gemacht. Zusammen mit rechtsextremen Gruppen hat sie s...