RGOW 9/2023: Schlaglichter. Ukraine in Geschichte und Gegenwart
In der Ukraine findet angesichts des russischen Angriffskriegs eine Neubewertung und teils auch Neuschreibung der eigenen Geschichte statt. Aktuell sichtbar ist das an der Umgestaltung der Mutter-Heimat-Statue in Kyjiw: Die über 100 Meter hohe Figur gilt als Wahrzeichen der Stadt; auf ihrem Schild, auf dem bisher die sowjetischen Symbole Hammer und Sichel prangten, wurde am 6. August der Dreizack des ukrainischen Wappens montiert.
Unter dem Eindruck dieser Entwicklungen werfen wir in dieser Ausgabe, die in Kooperation mit der Initiative Ukrainian Research in Switzerland (www.uris.ch) an der Universität Basel entstanden ist, Schlaglichter auf prägende historische und aktuelle Entwicklungen. Beleuchtet werden unter anderem russische und ukrainische Nationsdiskurse seit dem 17. Jahrhundert, das sowjetische Erbe, die vielfältige Kirchenlandschaft, die Situation der Krimtataren und anderer muslimischer Gemeinschaften, die Zerstörung von ukrainischen Kulturgütern durch den russischen Angriffskrieg sowie die Anstrengungen, die unternommen werden, um sie zu bewahren.
Die vom russischen Präsidenten Vladimir Putin propagierte Ansicht, Ukrainer und Russen seien ein Volk, dient zur Rechtfertigung für den Großangriff auf die Ukraine. Das Narrativ ist jedoch nicht neu, sondern lässt sich bis ins 17. Jahrhundert...
Tagebücher aus Zeiten des Kriegs und historischer gesellschaftlicher Umbrüche bieten überraschende Perspektiven aus der Sicht der Schreibenden, die den Ausgang der Ereignisse noch nicht kannten. Das Tagebuch einer jungen Ukrainerin im Zweiten Welt...
Die Sowjetzeit gilt vielen Ukrainern heute als Ära der Besetzung, geprägt von Gewalterfahrungen wie dem Holodomor. Andererseits ermöglichte die sowjetische Nationalitätenpolitik eine Ukrainisierung des öffentlichen Lebens. In vielem blieb diese je...
Mit Blick auf den Ausbruch des Krieges im Donbass 2014 wird über den Einfluss lokaler Akteure und dem Moskaus diskutiert. Zwei aktuelle Publikationen gewichten vor allem das Handeln lokaler Akteure im Donbass und Südosten der Ukraine stärker als e...
Die Kirchenlandschaft der Ukraine zeichnet sich durch eine historisch gewachsene Vielfalt aus, die insbesondere durch die unterschiedlichen Kirchen östlicher Tradition zum Ausdruck kommt. Seit dem 19. Jahrhundert gab es Bestrebungen zu einer ...
In Czernowitz, der Hauptstadt des österreichischen Kronlands Bukowina, wurde im 19. Jahrhundert eine orthodoxe theologische Fakultät gegründet, die aufgrund des multireligiösen Umfelds eine einzigartige orthodoxe Bildungseinrichtung war. Zwar...
Der Dichter und christliche Mystiker Hryhorij Skovoroda gilt in der Ukraine als „Nationalphilosoph“. Die Originalität seiner „Philosophie des Herzens“ besteht in einer universalen Gelehrsamkeit, die sich auf biblische Grundlagen stützt, aber oft ...
Seit der Annexion der Krim 2014 sind die Krimtataren politischer und religiöser Verfolgung durch die russischen Behörden ausgesetzt. Dies weckt Erinnerungen an die Deportation der Krimtataren im Zweiten Weltkrieg und löst Ängste aus. Als Reaktion ...
Der Islam in der Ukraine umfasst eine Vielzahl muslimischer Organisationen, die zum Teil auch transnational vernetzt sind. Auf die russische Großinvasion in die Ukraine reagierten die muslimischen Organisationen mit humanitärer Hilfe, einem Ausbau...
Der russische Angriff auf die Ukraine zielt auch auf das kulturelle Erbe des Landes: Museen und Archive werden vorsätzlich zerstört oder ausgeraubt. Zahlreiche Projekte widmen sich mit internationaler Unterstützung dem Schutz und Erhalt von Kultur...