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RGOW 6/2025: Kriegskurs. Impressionen aus Russland

Auch nach drei Jahren Krieg gegen die Ukraine zeigt Russland keine Anzeichen, ihn beenden zu wollen. Diesem Kriegskurs korrespondiert eine zunehmende Militarisierung der russischen Gesellschaft. Besonders gut ist das am Gedenken an den Zweiten Weltkrieg am 9. Mai ablesbar: Die Mythologisierung des Kriegs und des Siegs sind das Herzstück der russischen Geschichtspolitik, die sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart im Dienst des Regimes verzerrt.

Zu Protesten kommt es angesichts der intensivierten Repressionen in Russland kaum noch, soziologische Untersuchungen zeigen, dass die Mehrheit der russischen Bevölkerung den Krieg als eine Art unabänderliches Schicksal hinnimmt. Fest im Griff des Kriegs befinden sich auch die russische Wirtschaft, die Wissenschaft sowie Kirchen und Geistliche, die den Krieg ablehnen. 

Lesen Sie in dieser Ausgabe:

Nicht nur Repression. Warum in Russland kaum protestiert wird

Jan Matti Dollbaum
In Russland ist öffentlicher Protest so gut wie zum Erliegen gekommen. Die wichtigste, jedoch nicht ausreichende Erklärung dafür ist die stark angestiegene Repression, die Hunderttausende Aktive außer Landes getri…

Fernes Ereignis oder „Naturkatastrophe“. Russische Kriegswahrnehmungen

Svetlana Erpyleva, Sasha Kappinen
Qualitative soziologische Umfragen zeigen, dass die Meinungen einer Mehrheit der russischen Bevölkerung zum Krieg inkonsistent, instabil und situationsbedingt sind. Wer nicht direkt betroffen ist, blendet ihn aus…

Robuster als gedacht: Russlands Kriegswirtschaft

Roland Götz
Seit 2023 hat sich Russlands Volkswirtschaft in eine Kriegswirtschaft verwandelt. Dabei hat sie sich den Sanktionen westlicher Staaten gegenüber als widerstandsfähig erwiesen. So konnte sie Rückgänge beim Export v…

Verzerrt und verfälscht. Die Instrumentalisierung der Geschichte in Russland

Anna Schor-Tschudnowskaja
In Russland dominiert zunehmend ein verklärter Blick auf die eigene Vergangenheit. Sichtbar ist dies an den pompösen Feiern zum „Tag des Siegs“, aber auch an der weitgehenden Rehabilitierung Stalins. Staatsterror…

Beschnittene Freiheit. Historische Forschung in und zu Russland

Sandra Dahlke
Seit 2012 ist die Geschichtswissenschaft in Russland einer zunehmenden Politisierung ausgesetzt. Das Regime benutzt historische Narrative als Legitimationsressource zum eigenen Machterhalt und zum Angriffskrieg ge…

Akademische Freiheit in Russland – von der Unfreiheit zur Katastrophe

Dmitry Dubrovskiy
In Russland gab es in den 1990er Jahren eine kurze Zeit der akademischen Freiheit, die aber schon zu Beginn von Vladimir Putins Regierungszeit unter Druck kam. Die Gesetze zu „ausländischen Agenten“ und „unerwünsc…

In Putins Höhle. Zur Lage der Philosophie in Russland

Nikolaj Plotnikov
In Putins Russland gilt Loyalität gegenüber der Staatsmacht als herausragende philosophische Leistung. Während die sog. „Z-Philosophen“ den Krieg gegen die Ukraine und den Kampf gegen alles „Westliche“ rechtfertig…

Friede Allen: Solidarität mit verfolgten russischen Geistlichen

Andrej Kordotschkin
Der Verein Friede Allen unterstützt russische Geistliche, die wegen ihrer Antikriegshaltung verfolgt werden. Zugleich bietet er ihnen eine Plattform und verbreitet ihre kritischen Ansichten. Dafür wird die Organis…

Gegen den Strom: Die Apostolische Orthodoxe Kirche in Russland

Dmitrij Birjukov, Dmitrij Chabarov
Die kleine Apostolische Orthodoxe Kirche geht auf Reformbestrebungen des Bürgerrechtlers und Priesters Gleb Jakunin zurück, den die Russische Orthodoxe Kirche 1997 exkommunizierte. Unter der Leitung von Erzbischof…

„Bewahre uns davor, uns an Lügen zu beteiligen …“ Katholische Kirche in Russland

Regina Elsner
Mit internationaler Unterstützung konnte die kleine katholische Kirche in Russland ab 1990 ihre Strukturen wieder aufbauen. Die Beziehungen zur dominierenden Russischen Orthodoxen Kirche waren jedoch immer wieder…