Nichts Geringeres als die Bezwingung der Naturgewalten war das Ziel der sowjetischen Machthaber. Sie wollten sich die natürlichen Ressourcen des riesigen Landes untertan machen und errichteten zu diesem Zweck gigantische Industrie- und Agrarkomplexe sowie neue künstliche Bewässerungssysteme. Die Folgen für Mensch und Natur waren verheerend: Ganze Regionen wurden im 20. Jahrhundert zu toxischen Landschaften.
Unter dem Stichwort „Envirohealth“, das umwelt- und medizinhistorische Fragen zusamme...
Wie positionieren sich die orthodoxen Kirchen gegenüber den postkommunistischen demokratischen Systemen? Schätzen und fördern sie die soziopolitischen Bedingungen pluralistischer Zivilgesellschaften, oder streben sie eher eine privilegierte Stellung im Nationalstaat an, indem sie von einer engen Verknüpfung von religiöser und nationaler Identität ausgehen?
Während das 2020 vom Ökumenischen Patriarchat veröffentlichte Sozialethos der Orthodoxen Kirche vor einer „Verschmelzung von nationaler, ...
In der Ukraine findet angesichts des russischen Angriffskriegs eine Neubewertung und teils auch Neuschreibung der eigenen Geschichte statt. Aktuell sichtbar ist das an der Umgestaltung der Mutter-Heimat-Statue in Kyjiw: Die über 100 Meter hohe Figur gilt als Wahrzeichen der Stadt; auf ihrem Schild, auf dem bisher die sowjetischen Symbole Hammer und Sichel prangten, wurde am 6. August der Dreizack des ukrainischen Wappens montiert.
Unter dem Eindruck dieser Entwicklungen werfen wir in dieser...
Seit Menschengedenken dienen Flüsse als wichtige Handelsrouten und verbinden unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Sie können aber auch trennen, indem sie politische Grenzen markieren. Flussverläufe sind jedoch nicht naturgegeben, sondern im Laufe der Geschichte immer wieder von den Menschen verändert worden. Technische Eingriffe haben die Flüsse schiffbar gemacht, spenden Wasserkraft und erlauben komplexe Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft. Die Kehrseite der Medaille wird schmerzlich...
Estland, Lettland und Litauen zählen zu den engagiertesten Unterstützern der Ukraine innerhalb der EU. Bereits vor dem 24. Februar 2022 haben sie auf das Aggressionspotential des Putin-Regimes hingewiesen. Heute versuchen sie der russischen Bedrohung unter anderem auf außen-, innen- und sicherheitspolitischer Ebene zu begegnen und einen adäquaten Umgang mit dem sowjetischen Erbe zu finden. Insbesondere ist auch die Erwartung an die orthodoxen Kirchen im Baltikum groß, sich deutlich von...
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine strahlt auch in den postsowjetischen Raum aus, denn der Südkaukasus und Zentralasien sind durch vielfältige wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Verflechtungen mit Russland verbunden. Zudem sind die Länder der Region seit dem 24. Februar und insbesondere seit der Teilmobilmachung in Russland im September 2022 das Ziel vieler russischer Emigrant:innen geworden, wobei Georgien und Kasachstan die Spitzenplätze belegen.
Im Windschatten d...
In dieser Ausgabe machen wir uns auf Spurensuche zu Russlands Weg in den Krieg. Es gibt verschiedene, jedoch einander ergänzende Erklärungsansätze, die sich mit dem russischen Regierungssystem als Elitenkartell oder Mafia-Staat, der revisionistischen Außenpolitik und dem Großmachtstreben auseinandersetzen.
Der Glanz der goldenen Kuppeln der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau vermag nicht über die Kriegsrhetorik von Patriarch Kirill hinwegzutäuschen: Der Rolle der Russischen Ortho...
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die europäische Friedens- und Sicherheitsordnung in ihren Grundfesten erschüttert und auch die friedensethischen Positionierungen der Kirchen ins Wanken gebracht. Gestritten wird innerkirchlich über das Verständnis des Leitbegriffs „Gerechter Friede“, über die ethisch gebotene Art der Unterstützung der Ukraine sowie um die potenziellen Folgen dieses Handelns.
Als Friedensprojekt par excellence versteht sich die ökumenische Bewegung. De...
Ein Jahr nach dem Beginn des russischen Großangriffs auf die Ukraine beleuchten wir, wie sich die ukrainische Gesellschaft durch den Krieg verändert hat, woher sie die Kraft des Widerstands nimmt und welche Rolle dabei der Kunst zukommt. Der Krieg und die riesigen Fluchtbewegungen verändern die gesellschaftliche Zusammensetzung merklich und tragen zu einem Wandel der Geschlechterrollen bei. Zudem haben die Kampfhandlungen massive Folgen für die Umwelt.
Auch in der Religionspolitik der Regier...